
Am Radl wider die Fettn gfrettn
Es schaut halt nicht schön aus.
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Neuerdings sitze ich wieder öfter am Rad. Also eh wie jedes Frühjahr, sobald der Gatsch weg ist beschließe ich, es ist Zeit den sportlichen Selbstwert zu steigern. Dieses Jahr wirds was mitm Abnehmen! Die trockenen Straßenverhältnisse genügen nun meinen Mindestansprüchen. Zu huschi darf es natürlich auch nicht sein. Windig schon gar nicht.
Dann jedes Jahr der selbe Topfn, die Nachbarn lagern ihre Räder kreuz und quer durch den Radkeller jedenfalls fern jeder Sozialverträglichkeit. Alles nur damit ich möglichst viel Mühe damit hab meins aus der Fahrradhalterung an der Decke zu heben. Das machen die extra. Ich wittere eine perfide Verschwörung. Derweil drängt sich allerdings die wahrscheinlichere Vermutung auf, dass sich hier schlicht ein egozentrisches Weltbild der zuständigen Radbesitzer:innen in bemerkenswerter Ignoranz Bahn bricht.
Einen innerlich durchgestandenen Blutrausch, viele unausgesprochene Schimpfwörter (aus Ermangelung an bestätigendem Publikum), nicht vollzogenen Gewalttaten (aus rechtlichen und moralischen Gründen) und ein bissl in mich rein-motschgan später geht es dann endlich auf die Strecke. Wobei sich dann schon die erste Höhenwertung
(= Garagenauffahrt) als rennstrategisches Nadelöhr zu erkennen gibt und eine gröbere Belastungsprobe darstellt. Raufkoffern tu ich schon. Es schaut halt nicht schön aus.

Badass on tour
Dass hudeln so ein Thema ist das Veränderung braucht hab ich ja im letzten Blogpost lang und breit ausgeführt. Moderat schockierend findet sich das Muster natürlich auch auf zwei Rädern wieder. Früher war ich da kompromisslos zu mir. Durchgezogen wird, ohne Pause. Eine Stunde – das wär ja gelacht. Horcht sich jetzt im ersten Moment vielleicht mehr Badass-mäßig an als es in Wirklichkeit ist. Ich mein, ich weiß ja, dass ich kein Spitzensportler bin und in diesem Leben mit maximal hoher Wahrscheinlichkeit nimmer werde. Ich fahr mit Pulsuhr im unteren Bereich herum. Fettverbrennung – wir verstehen uns. Da ist eine Stunde ja auch nicht unbedingt übertrieben ambitioniert, und die Blöße einer Pause geb ich mir da fix nicht. Dass es erstens keinen Hund interessiert was ich da zamfahre und zweites sowieso niemand kontrollieren kann, darüber breiten wir kopfschüttelnd den dunklen Mantel des wissenden Schweigens.
Die oide Arschgeige!
Meistens hab ich recht basslastigen deutschsprachigen Hip Hop aus den 90ern und 00ern auf den Ohren, also den Guten ohne Autotune und Sexismus. Je mehr Pathos desto gut! Mucke die dir das Testosteron in die Schweißperlen jagt. Und während ich da am Radl grad innerlich so alles niederreiß‘ was sich auch immer mir in den Weg stellen mag, tut es dem temporären Selbstbild dann irgendwie gar nicht gut, wenn dich ein betagter Herr jenseits der schätzomativ 70 auf seinem E-Bike gemächlichst überholt und dabei nicht das minimalste Anzeichen einer Anstrengung zeigt. Die oide Arschgeige!
Jetzt stehe ich in Woche drei meiner Fastenphase (aktuell -7,5kg) und am Beginn meines Bewegungsprogramms (aktuell etwa sanfte Kniebeugen mit großem Ball unterm Sitzwerkzeug und Grundübungen mit max. 10 Wiederholungen – also so gar nicht testosteron-tauglich – schwitzen tu ich trotzdem wie ein rosa Nutztier), die Erhebung des Fitness-Status ist noch nicht einmal abgeschlossen, 48 Wochen to go im Programm.
Also ist es an der Zeit mich runter zu holen. Schließlich wird mir auch da hudeln nix bringen. Erstens weils mich birnt, wenn ich überdreh. Bei 5 Shakes mit gesamt 800kcal am Tag würde der Entschluss fürs Vollgas geben, bei aller Ambition, eine eher unterdurchschnittliche kognitive Leistung zum traurigen Ausdruck bringen. Schließlich ist es völllig normal, dass der Kreislauf da und dort Aufmerksamkeit im Sinne von „hol dich runter“ braucht oder weils dich schwindelt wenn du zu schnell aufstehst wenn du den Wasserhaushalt nicht im Blick gehabt hast. Nicht umsonst red ich das jede Woche mit der Ärztin durch. Also wirds vorerst nix mit dem Tour de France Gesamtsieg. In den ebenen Traunauen ohne Höhenmetern. Am Freizeitrad. Auf etwa 15 bis 20 Kilometern Länge.

nix da durchziehen!
UNDERGROUND BEATS und PAUSEN als Motivationshilfe
Mental-Hygienische Bedeutung
Mir sind jetzt also die alten Tatteln auf ihren E-Bikes wurscht, alles was mich interessiert ist meine Pulsfrequenz, dass ich regelmäßig Bewegung in den Alltag einbau, die Fettn schwindet und dass ich den Kopf frei halte. Die neuesten Danz sind, dass ich sogar Pause mach, wenn ich es für opportun halte, dass ich mir jetzt die Entenküken beim Teich entlang der Strecke visuell zu Gemüte führen mag. Völlig deppad, dass ich mir früher solche Momente genommen hab. Durchziehen – eh schon wissen. Allein schon wegen des „Mooooooiiii!“-Moments bei euch, wenn ich euch die Küken der Saison mit voller Absicht in die Insta-Story haue. Ich bin ja nicht blöd und weiß, dass das die Engagement Rate treibt. Das Instagram-Wachstum braucht sowieso noch ein bissl Zuwendung. Also seid auch ihr – wenn auch indirekt – mitverantwortlich für die neu gewonnenen achtsamen Momente.
Der kleine Ausritt am Ende des Arbeitstages hat ja auch eine mental-hygienische Bedeutung. Selbst in meiner depressiven Phase war das Fahrrad der Ort an dem ich klar denken konnte. Abschalten konnte. Sogar im Loch etwas gefühlt habe – wie auch nicht, wenn dir der Underground-Rapper grad im 4/4-Takt den Bass durchs Trommelfell jagt und dabei Rhymes dropt wie ein Depperter. Ich hab ja auch wirklich Glück. Quasi vor der Haustüre startet eine Radwegenetz entlang der Traun und ich bin in zwei Minuten im Wald. Die perfekte Umgebung um nach einem Stresstag die Nervigkeiten des Tages wegzuradeln.
Gleichzeitig ist auch eine Motivationsbelohnung von mir an mich mit meinem einzigen sportlichen Hobby verbunden. Sobald ich unter 100kg komme gibts ein neues zweirädriges Pferd. Nix Übertriebenes aber im unteren vierstelligen Eurobereich – hatte ich noch nie. Einerseits weils mir zu teuer war (Hallo Blog-Kooperations-Interessierte: „Hier könnte ihre Schleichwerbung stehen!“), andererseits weil ich im Normalfall bei diesen Rädern die Gewichtsempfehlung gesprengt hab. Und außerdem schauts halt auch gschissen aus, wenn sich der Blade im körperbetonten Radlgwand am dünn bereiften Gravelbike abgfrettet und sich dabei an den Grenzen des physikalisch machbaren vergeht. Also nehme ich bis dato meine ästhetische Veranwortung gegenüber den Radwegemitbenutzern wahr. Wehe die Corona-Engpässe in der Radindustrie fangen dann zum zwicken an wenns soweit ist. Nicht vollzogener Blutrausch, unausgesprochene Schimpfwörter, motschgan … wir erinnern uns.
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Ich freue mich schon auf Unsere gemeinsame ausfahrt in den trAunauen!